In den öffentlich-rechtlichen Polit-Talkshows diskutiert meist eine kleine privilegierte Gruppe über Themen, die eigentlich die ganze Gesellschaft betreffen. So lässt sich die Studie „Die Talkshow-Gesellschaft“ in einem Satz zusammenfassen. Darin haben Paulina Fröhlich und Johannes Hillje für das linksliberale „Progressive Zentrum“ untersucht, wie verschiedene gesellschaftliche Bereiche und politische Ebenen in öffentlich-rechtlichen Talkshows repräsentiert sind. Das Ergebnis: ungenügend. Ihre Analyse der wichtigsten Polit-Talkshows der vergangenen Jahre zeigt: 42,6 Prozent der eingeladenen Gäste sind parteipolitische Vertreter, weitere 22,9 Prozent sind Journalistinnen und Journalisten. Insgesamt stammen also zwei Drittel der Polit-Talkshow-Gäste aus dem Bereich der Parteien und der Medien.
Gästeauswahl verengt Meinungsvielfalt
Es lässt sich über Jahre hinweg tatsächlich kaum der Eindruck vermeiden, dass die fortschrittlichen, eher linken und grünen Kräfte Deutschlands journalistischen Wohlwollen bei ARD und ZDF erfahren. Und es gibt dafür ein einleuchtende Erklärung: Da dies dem Weltbild der meisten Journalisten in den öffentlich-rechtlichen Anstalten entspricht, vertreten sie aus unter Vorspiegelung einer angeblichen Neutralität. Hauptsache die Kommentare, also die gerade nicht zur Neutralität verpflichteten Meinungen, sprechen sich mehrheitlich für sozialistisch-gerechte Konzepte aus, von der Befürwortung staatlicher Eingriffe bis hin zu einem ökologisch verträglichen Leben.
Dennoch lässt sich natürlich eine aufstrebende rechtskonservative Partei wie die AfD nicht einfach ignorieren. Folglich wird sie in erstaunlich viele Talkshows eingeladen, um vor allem eines zu tun: Sie vorzuführen, sie lächerlich zu machen, dem Zuschauer darzustellen, wie schlimm diese Partei ist, weil sie gesellschaftlich längst akzeptierte Tabus bricht. Was viele dieser Journalisten dabei nicht oder erst viel zu spät merken: Immer mehr Zuschauer befürworten die Tabubrüche, sie empfinden die AfD als eine Partei, die Klartext redet, die sich gerade nicht an nicht zuletzt von der Journaille aufgesetzte Sprachregelungen hält. Während viele Journalisten in ihrer eigenen linksorientierten Weltanschauung meinen, dass allein die Öffentlichungmachung der „schlimmen“ Ansichten der AfD diese disqualifizieren, empfindet es ein wachsender Anteil der Zuschauer genau anders herum.
15.02.2021 Autor